Als ich im März 2014 nach Montréal und New York reiste, begegnete mir ein äußerst unerwartetes Problem. Während langer Reisen durch Neuseeland (2004) und Indien (2007) konnte ich meine Reise in mal schrägen, mal feinen, mal bruchbudigen, mal loungigen Internetcafés planen – egal ob in Mumbai, Jaipur, Auckland, Wellington, Amritzar, Christchurch, Dharamsala oder Bhopal…
…doch einige Jahre später, noch dazu in Weltstädten wie New York, waren die Internetcafés vollständig verschwunden. Kein einziges Etablissement am Times Square offerierte eine öffentlich zugängliche Computernutzung mit W-LAN. Ich stand an einem der kommerziellsten, kapitalistischsten, am meisten vernetzten Orten dieses Planeten, kam partout nicht online und fühlte mich wie eine Verdurstende auf dem Meer. Das kollektive Gedächtnis schien die „guten alten“ Internetcafés bereits völlig selbstverständlich zu den verblassenden Erinnerungen vergangener Zeiten gelegt und sich schnell ein Smartphone besorgt zu haben. Nach einem kurzen Nostalgieseuftzer pressten meine Freundin und ich alle nötigen Reiseinformationen aus ihrem chronisch unaufgeladenen Smartphone, während wir in einem Gang des MoMA vor einer Steckdose kauerten und argwöhnisch von Museumsmenschen beäugt wurden.
Durch dieses Erlebnis wurde mir die Friss-oder-stirb-Dimension des technischen Fortschritts und des dahingaloppierenden modernen Lifestyles einschneidend bewusst. Ich beschloss, neue technische Entwicklungen ebenso zu beäugen wie es die MoMA-Menschen mit mir getan hatten.
Die analogen und digitalen Veränderungen in der Reisebranche sind ähnlich einschneidend wie jene innerhalb der Berufswelt. Wer auf Reisen arbeitet, begegnet der Potenz dieser Veränderungen: etwa die Hälfte aller Geschäftsreisenden gibt heute an, während eines Hotelaufenthalts zu arbeiten; die Zahl der Freiberufler hat sich in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre verdreifacht (ca. 1,3 Millionen); die sogenannten Digitalnomaden werden immer zahlreicher. Auch die Beiträge dieses Blogs werden u.a. in Cafés, in den Wilhelmsburger Zinnwerken, in den Superbuden oder auf einem alten Holzsegelboot geschrieben.
Viele Hotels möchten auf diese tiefgreifende Veränderung des Lebensstils reagieren und ihren Gästen die Möglichkeit geben, auf Reisen komfortabel arbeiten zu können. Lobbys werden zunehmend zu Oasen der Geschäftigkeit und des Austausches. Hier begegnen sich Reisende und Eingeborene, denn auch die lokalen Freiberufler sind heute vermehrt in Cafés oder Hotels vorrätig – was Arbeitsmoral, Kulturaustausch und das Zuprosten mit Trendgetränken (z.B fountain of youth) fördert. Neben den menschlichen Möglichkeiten erweitern sich auch die technischen: im „Marriot“ in Amsterdam, im „Hotel Schani“ in Wien oder im „Hilton Canary Wharf“ in London gibt es beispielsweise neuerdings Coworking-Spaces samt schnellem W-LAN, Dockingstationen, Drucker, Scanner und Kaffee.
Nun fragt Ihr Euch womöglich, ob der Coworking-Trend auch in Hamburger Hotels angereist ist. Natürlich, antworten wir flugs und verweisen auf unsere Kitchenklubs. Sowohl in der Superbude St. Georg als auch in der Superbude St. Pauli könnt Ihr täglich ab 14:00h ohne Anmelde- Verzehr- oder Zimmerbuchungspflicht arbeiten! Dabei stehen Euch unser flottes W-LAN, Drucker, Scanner, Kaffeemaschine, Mikrowelle, Snacks und heimische Computer zur Verfügung.
Da wir Euch anhaltend eine wohlige, kreative und inspirierende Umgebung während Eures Hamburg-Trips bieten möchten, hoffen wir dass Eurem Berufsleben bei uns nichts fehlt. Dazu gehören ganz besonders die Begegnungen und Schubkarren mit Schafsfellen.
Hamburg hat neben Hotellobbys einen nicht unerheblichen Pool an Coworking-Spaces zu bieten. Das betahaus in der Schanze, places, shhared, Werkheim und Co. vermieten Arbeitsplätze für zwischen 10 und 20 Euro pro Tag. Monatlich kostet ein Coworking-Büroplatz in Hamburg zwischen 70 und 370 Euro. Trotz dieses Angebots freuen sich Freiberufler häufig über einen kurzzeitigen Tapetenwechsel, einen Ort für ein geschäftliches Treffen oder die Möglichkeit, den Arbeitsraum nicht bezahlen zu müssen. Wir hoffen, in unseren natürlich sehr reizvollen, gut erreichbaren Kitchenclubs mit Coworking-Möglichkeiten die kreative Szene Hamburgs und der ganzen Welt unterstützen und ideenreiches Duzen fördern zu können!
Wenn Ihr auf Eurer Weiterreise oder in Eurer Heimatstadt nach weiteren Möglichkeiten des Coworkings sucht, empfehlen wir Euch Deskwanted. Dieses Netzwerk vermittelt global viele der etwa 5000 Coworking Spaces und Gemeinschaftsbüros in 80 Ländern, darunter auch einige der etwa 220 offiziellen deutschen Gemeinschaftsarbeitsplätze.
Auch das neue Startup Meshville vernetzt Coworking-Spaces. Zusätzlich vermittelt das erste deutsche Co-Working Netzwerk Kontakte, Angebote, Events und Services für Menschen, die nicht immer am selben Arbeitsplatz arbeiten.
Viele weitere überaus spannende Informationen zum Thema – z.B. über die Geschichte des Coworkings – gibt’s beim Online-Magazin deskmag oder in dem Klassiker „Wir nennen es Arbeit – Die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung.“.
Zum Schluss wispere ich Euch im Geheimen zu: auch wenn nicht jeder Hotellobby-Arbeitstag zu einem grandiosen geschäftlichen Deal führt, so geht es um eine viel grundlegendere und häufig unterschätzte Eigenschaft des Coworkings: wenn man mit mehreren unter einer Decke steckt, fällt sie einem nicht auf den Kopf.
Ich wünsche Euch eine versöhnliche work-travel-balance!
Eure Inga aus der Superbude
nächste Woche berichten wir über Fritzcolaflaschenmusik.
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