Die Stimmung in der HafenCity hat es ebenso wie die Kräne über der Elbphilharmonie verdient, zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt zu werden. Denn diese Stimmung, die geisterhaft von gewundenen Betonkörpern und verschachtelten Backsteinwänden abperlt, von Glasfassaden reflektiert und von kaum einer Seele absorbiert wird, ist das flüchtige Werk eines ganz bestimmten Zeitabschnittes: der Entstehung einer Satellitenstadt, dem langsamen Erwachen eines noch schlummernden Riesen. Man möchte diese absonderliche, geisterhafte und erhebende Atmosphäre im Gedächtnis konservieren und sie in einem Moment der Verzagtheit hervorholen, um mit ihrer ermutigenden Hilfe ein eigenes Großprojekt anzugehen.
Julian, der vor 10 Jahren nach Hamburg zog und auf verschlungenen Pfaden (Jura, Goldsschmiede, Tontechniker) als Service Manager bei uns in den Superbuden landete, empfiehlt Euch gerade jetzt einen Besuch der HafenCity. Noch sitzen nur vereinzelt Menschen mit Butterbrot auf den Magellan-Terrassen oder im „Central Park der HafenCity“, dem Lohsepark. Die Trampoline im Park sind ebenso verwaist wie das stille, unbewegte Riesenrad, das Besucher aus aller Welt anlocken soll. Die Requisiten dieses Städtebau-Stückes werden langsam von Brückenspinnen, von den alten Geistern des Freihafens und von den neuen Geistern der Megalomanie umgarnt.
Seit dem 1. Spatenstich im Jahre 2001 entsteht nur 800m vom Hauptbahnhof entfernt das ambitionierteste städtebauliche Projekt Europas. Hier sollen bis Mitte der 2020er Jahre Wohnungen für 12 000 Menschen und Arbeitsplätze für 40 000 Menschen entstehen. Nach Abriss des historischen Hafens blieben die Flächen auf dem Großen Grasbrook für 40 Jahre unbebaut; nun sollen die modernen, gar futuristisch anmutenden Gebäude Studenten, StartUps, StreetArt und hochspezialisierte, kreative Arbeitskräfte anlocken. Doch noch gleichen die Straßen der HafenCity einer digitalen Reißbrett-Geisterstadt: nur die Sonne flirrt durch die Straßen, die Klangkulisse besteht aus Möwenschreien und fernen Baustellenklängen. Selbst die Pflanzen wirken computergeneriert, die Wege sind zu sauber um real zu sein, die Menschen wirken wie Statisten in erbetener gehobener Garderobe. Es ist fantastisch.
Von seinem Wohnort in Hamburg-Wilhelmsburg fährt Julian häufig über die HafenCity und den Lohsepark Richtung Innenstadt. Seine Empfehlung: erkundet die HafenCity mit dem Fahrrad (Räder könnt ihr in den Superbuden oder bei StadtRad leihen). Das Gebiet kann durchaus zu Fuß erkundet werden – allerdings sind die Wege durch die Umwege entlang der Kanäle und durch den Wunsch, ein bestimmtes Gebäude noch aus einem etwas anderen Winkel zu betrachten, häufig länger als erwartet. An dieser Stelle möchten wir Euch auch herzlich eine Tour durch die HafenCity mit Waterkant-Touren empfehlen.
Julian vermutet, dass die HafenCity schon in wenigen Jahren ein völlig anderes Flair haben wird: der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco will 860 Mio Euro in den Ausbau des Überseequartiers (arbeiten, wohnen erleben) stecken; die U4 soll bis 2018 um die Haltestelle „Elbbrücken“ erweitert werden; am Elbufer sind neben dem Kreufzahrt-Terminal einige markante Gebäude geplant, die das Elbufer säumen sollen: u.a. die „Waterfront Towers“ und ein wie ein aus Beton gegossenes Segel anmutendes, 70 m hohes Bürogebäude (mit Aussichtsplattform) des Stararchitekten Christian de Portzamparc; die HafenCity Universität (eine Hochschule für Metropolenentwicklung) wird eröffnet; die Elbphilharmonie (Eröffnung: 12. Januar 2017. / 107 m hoch / 789 Millionen Euro) wird vollendet; das Kreuzfahrtterminal und die Flaniermeile Großer Grasbrook (hier wurde 1401 der Seeräuber Störtebeker enthauptet) sollen belebt werden. Die HafenCity plant, bald täglich über 100 000 Besucher anzulocken.
Ihr könnt Hamburgs neue Satellitenstadt auch mit der neu gebauten U4 besuchen. Die beiden Stationen „Überseequartier“ und „HafenCity Universität“ sind absolut sehenswert.
Eure Superbude
Im nächsten Blogpost interviewen wir ein Hamburger Sportlabel samt Skatebordrestaurateur.
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