„This happened“ und Elbjazz Festival! Unser vor Ort Bericht!

 

In der Zeit, in der sich Nächte und Eventlisten synchron verlängern, ist es schwieriger eine geistig unerfüllte Zeit in Hamburg zu verbringen als vor einem Buffet zu verhungern. Am vergangenen Wochenende radelte ich mit zusammengekniffenen Augen über so viel Kopfsteinpflaster wie möglich, dabei die Lyrics „Ich will kein Cowboy mehr sein“ aus Gisbert Zu Knyphausens Song „Wer kann sich schon entscheiden“ repetitiv zitierend – eine scheuklappige Autosuggestions-Akkumulation sozusagen, die mich davor bewahren sollte, vor lauter auf Litfasssäulen, Laternenpfählen und Ladenfenstern angebrachten lockenden „X“ der hamburger Eventschatzkarte die rot markierten meinigen zu vergessen: die Eventreihe „This happened“ und das „Elbjazz-Festival„.

„bei diesem Problem hatten wir viele Projekte“

Kulturhaus 73, Schanze, 5 Minuten von der Superbude St Pauli entfernt. Ich habe mein erstes Ziel ohne Ablenkung erreicht und öffne meine Sinne wieder der Umgebung. Die Rhababerschorle-schlürfende, hornbebrillte  Schlange auf der Treppe zischelt: „Ich bin echt happy….beim nächsten Pitch können wir jede Menge Content contributen“. Diese Schlange findet wenige Minuten später bei den vier etwa 10-minütigen Vorträgen über neueste Technologien und Entwicklungen im Bereich des interaktiven Designs ein sehr feines Nest.

thishappened
„Nerdindustrie“

Die Eventreihe „This happened“ wurde 2007 gegründet und findet seitdem in mehreren Weltstädten statt. Hier erzählen Designer, Tüftler, Wissenschaftler, Programmierer und Forscher (oft all dies in einer Person) über ihre neuesten Projekte. So erfahre ich, staunend und inspiriert, einiges über die interaktive Stereoskop-Installation „Tanz der Moleküle“.

Und über den „Audi Test Drive Cube“, ein Kubikdezimeter feinste „Nerdindustrie“: wer diesen schwarzen Kubus mit Startknopf, LED Display und jeder Menge GPS-PS bekommt und ersteren drückt, hat innerhalb von 90 Minuten einen neuen Audi A8 zum Probefahren vor der Tür. Wie das funktioniert? Gut, aber siehe Headline.

Dann kommt noch eine Hommage von Jürgen Alker an das Nützliche am Scheitern („versuchen – scheitern – besser machen“). Und der imponierende interaktive Kurzfilm „The Carp and the Seagull“ von Evan Boehm.

Wissenstrunken.

Elbjazz: ein Hafengedicht

"Amazing Grace"
„Amazing Grace“

Ich taumle newsgesättigt – und dadurch ohne Bedarf an Event-umschiffenden Ablenkungsmanövern – geradwegs gen Elbtunnel. Auf dem Gelände der Reederei „Blohm und Voss“ sind die Kräne mit Licht geschminkt und erheben sich aus der Masse wie schillernde Diven, die gleich und gleichzeitig damals den ersten Swing zu tanzen beginnen.

15 000 Besucher erleben hier vor ungewöhnlichen Kulissen über 60 Konzerte – Jazz, Wetter und Regencapes swingen sich dieses Jahr gleichermaßen durch wilden Sturm und Hafenklänge. Mein höchsttöniges Lob geht an Avishai Cohen am Freitagabend, der unerklärliche Dinge aus seinem Kontrabaß hervorlockt.

Und an „Girls in Airports“, die mit ihren sehr atmosphärischen Klängen Wetter, Architektur und wehende Stoffe zu einem Gesamtkunstwerk verweben. Und an den zum Teil durch das Elbjazz Festival groß gewordenen Gregory Porter, der bei der Verleihung des „Echo Jazz 2014“ als bester „Sänger des Jahres intertational“ ausgezeichnet wurde.

Wer alle weiteren „Und“s, die ich hier noch aufzählen könnte, lieber in Echt erleben möchte, sollte sich das Jazz-Festival im kommenden Jahr nicht entgehen lassen. Es gibt möglicherweise wenige Orte, die dieser Musik zuträglicher sind. Außer man macht eine Zeitreise. Oder liest das zum schönsten Buch des Jahres 2007 gekürte Werk „Jazz im New York der wilden Zwanziger„, illustriert von Robert Nippoldt.

 

"Give me shelter"
„Give me shelter“

 

"Blues in the night"
„Blues in the night“

 

""Come rain or come shine""
„Come rain or come shine“
"Days of wine and roses"
„Days of wine and roses“
"Milestones" – Avishav Cohen
„Milestones“ – Avishai Cohen
"As time goes by"
„As time goes by“

 

 

 

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